Epilepsie, Ketogene Ernährung und Sport

Normalerweise sagt man, dass geregelter Sport bei Epilepsie sehr gut ist und sich eher positiv auf die Anfallssituation auswirkt. Sport, sofern man sich nicht überlastet, löst eigentlich keine Anfälle aus. Das trifft zumindest auf ca. 95% der Betroffenen zu. Es gibt natürlich Sportarten, welche sich nicht so gut für Epileptiker eignen, wie z.B. Schwimmen/Tauchen, Motorsport, Klettern, etc. da die Verletzungsgefahr für sich und andere einfach höher ist. Es kommt natürlich aber auch immer auf die persönliche Anfallssituation an. Grundsätzlich hat (moderater) Sport aber eine positive Wirkung auf Psyche und Körper, was auch der Epilepsie zu Gute kommt.

Stress bzw. Überanstrengung beim Sport können dann aber wieder kontraproduktiv sein. So ist es nämlich bei mir immer gewesen.
Ich persönlich mache ca. 4-5x die Woche Sport. 2-3x Fitness/Krafttraining, je nachdem wie fit ich mich fühle, und 2x Badminton. Je nach Lust gehe ich ab und an nochmal Schwimmen (natürlich nur in Begleitung). Beim Sport habe ich eigentlich früher sehr oft kleinere oder größere Anfälle bekommen. Nach einem Anfall, abhängig von dessen Stärke, war das Thema Sport dann oft für mich erledigt. Das hat mich geärgert und ich habe mir so noch mehr Stress gemacht. Ich konnte und wollte mich einfach nicht von meinem Körper bevormunden lassen, also habe ich es immer wieder versucht, aber ohne großen Erfolg.
Seit ich mich ketogen ernähre sind die Anfälle und ihre Stärke immer weiter zurück gegangen, auch beim Sport. Mittlerweile habe ich keine Anfälle mehr. Das war eine riesige Befreiung, da ich nun wieder das Gefühl hatte alles selbst in der Hand zu haben. Dadurch bin ich dann auch wieder öfters zum Sport gegangen und habe wieder mehr Spaß daran bekommen, denn sonst war eigentlich schon immer unterbewusst die Erwartung eines Anfalls da.

Durch die ketogene Ernährung habe ich meinen Körper viel besser kennengelernt und auf Anzeichen zu achten. Normalerweise wird ja davon ausgegangen, dass man Kohlenhydrate beim Sport benötigt um nicht "unterzuckert" zu sein. Ist das denn wirklich so?
Nein! Fett kann genauso gut als Energieträger beim Sport genutzt werden. Es gibt mittlerweile viele Sportler, welche sich (zeitweise) ketogen ernähren. Ein Beispiel ist dafür die Anabole Diät unter Kraftsportlern, welche die meiste Zeit auch aus einer ketogenen Diät besteht, jedoch sogenannte "Refeed-Days" einbaut, an welchen die Sportler sehr viele gesunde Kohlenhydrate, also kein Fast Food, und nur ganz wenig Fett essen. Auch im Ausdauersport gibt es einige Sportler, welche sich ketogen ernähren. Ein Beispiel dafür ist Daniel Pugge. Er betreibt sogar einen eigenen YouTube-Kanal zu seiner Ernährung, seinem Sport und den Wettkämpfen. Daran sieht man also, dass es auch ohne Kohlenhydrate, sowohl im Kraft-, als auch im Ausdauersport, funktioniert.

Die ketogene Ernährung kann aber die Zeiten in denen man vor, während oder nach dem Sport Nahrung benötigt, ändern. Das ist aber wieder von Mensch zu Mensch unterschiedlich und muss jeder selbst austesten. Viele sagen, dass sie vor und während dem Sport kein Essen mehr brauchen, im Gegensatz zur kohlenhydratreichen Ernährung. Sie trinken maximal einen Shake mit etwas Kokos- oder MCT-Öl und eventuell etwas Whey-Pulver. Anders als bei der kohlenhydratreichen Ernährung steigt der Insulin-Spiegel durch das Essen nicht rasant an und kann somit auch nicht plötzlich stark fallen, was ja zu einem Leistungseinbruch führt und bei Epileptikern zu Anfällen führen kann.
Ich für mich habe aber trotzdem festgestellt, dass ich vor dem Sport immer etwas Kleines essen muss, denn sonst bekomme ich beim Sport Anfälle. Die Leistung ist dabei nicht das Problem. Das ich etwas essen muss, kann aber auch an den Zeiten liegen an denen ich zum Sport gehe. Zum Sport gehe ich entweder zur Mittags- oder Abendzeit, was heißt, das ich vor dem Sport mindestens 5 Stunden bzw. 16 Stunden nichts gegessen habe und ich dann zu meinen regulären Essenszeiten, welche seit Keto sehr strikt geregelt sind, Sport mache. Mein Körper ist an die Essenszeiten gewöhnt und fordert dann auch immer ziemlich pünktlich seine Energiezufuhr. Das ist eine große Veränderung seit ich mit der ketogenen Ernährung begonnen habe.
Vor dem Sport esse ich dann meist etwas Kleines, wie z.B. Keto Schokolade, Fat Bombs, Bifi, Riegel, eine Portion Selleriepüree oder auch mal einen Keyo Schokopudding, welchen ich vom Arzt verschrieben bekommen habe. Ich achte darauf, dass ich vor dem Sport genügend Fett zu mir nehme, denn Fett ist ja nun der Energieträger beim Sport und nicht die Glucose. Nach dem Sport esse ich dann recht zeitnah, also maximal eine Stunde später, eine recht eiweißreiche Mahlzeit, da das Eiweiß ja lange sättigt und den Muskeln hilft sich zu reparieren und zu erholen. Da gibt es bei mir dann meist irgendwelche Aufläufe oder Rührei mit Wurst oder Fisch und Gemüse. An Sporttagen gibt es generell bei mir mehr Eiweiß (70-80 g) als sonst (50-60 g), denn es besteht sonst, bei zu viel Eiweiß, die Gefahr durch die Gluconeogenese, also die Verarbeitung von Eiweiß zu Glucose und dem daraus resultierende Insulinanstieg, aus der Ketose zu fallen. Epileptiker sind da oft besonders empfindlich gegenüber zu viel Eiweiß. Durch den Sport braucht der Körper aber nun generell mehr Eiweiß für die Muskeln, weshalb es nicht so schnell zum Fall aus der Ketose kommt.
Ich achte noch darauf, dass ich nichts Süßes esse, denn irgendwie ruft das, in Kombination mit Sport, bei mir extreme Heißhungerattacken hervor und es besteht die Gefahr, dass man über die Kohlenhydratgrenze hinausschießt.

Letztendlich muss das aber jeder für sich selbst austesten.

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